27 setiembre 2007

ART SELLS

von Lena Braun (in B2 MAGAZINE BERLIN #7)

„Wenn ich erwachsen bin, will ich so sein wie Vandana Shiva!“ sagt die Schwänzerschulenschülerin und bläst das Kondom auf. Es schmeckt nach Erdbeer und der Wind nach Huhn. Der Wind hier schmeckt immer nach Huhn. Wir sind im Görlitzer Park. „Mahh!“ stöhnt der Kebabverkäufer und schiebt sich das Erdbeerkondom rüber. „Nicht hier!“ sagt die Schwänzerschulenschülerin und zeigt auf das mit Graffiti übersäte Haus. „Da hinten ist es einfach cooler!“ Der Kebabverkäufer hoppelt hinter der Kreuzberger Blondine her. Das Erdbeerkondom kriegt ein bißchen Hühnchenwind ab. Die Schwänzerschulenschülerin singt: „Vanda Shiva, Shiva Vanda!“ und schüttelt ihr Haar. Sie liebt es, wenn ihr Haar so richtig Volumen kriegt. Der Park ist leer. Der Vollmond schaut auf rohe bunte Gestalten. So was, was früher an der Mauer dran war. Die Schwänzerschulenschülerein lacht. Sie schaut dem Kebabverkäufer mitten ins Gesicht. Frech, aufregend. Zieht Luft durch die Nase, riecht ihr Erdbeerkondom. Sie lacht wieder und faßt zu. „Weißt Du, mir egal, ob das Kunst ist oder Schmiererei. Mich turnt das höllisch an!“ Das Erdbeerkondom schwabbt rauf und runter. Die Schänzerschulenschülerin stöhnt. „Ich wette mit Dir, wenn die Merkel sich hier mit Vandana Shiva treffen würde, die käme in die Bredullie. Soll sie nun Street Art verbieten oder globalisieren? Wahrscheinlich wird sie sagen, Frau Shiva, wollen SIE die nicht haben? Bei Ihnen in Indien ist doch so viel Platz, quasi eine schier unendliche Freiluftgalerie. Das könnte wirtschaftlich sein und dazu subversiv!“ Der Kebabverkäufer kommt. Augenblicklich verspürt er Hunger. Seine Blondine tanzt. Und sie singt. „Vandana, Vandana, Vandana Shiva ...“ Die Schwänzerschulenschülerin kramt in ihrer Handtasche und schnippt dem hübschen Mann ein lila Kondompäckchen vor die Füße. Wild cherry. Sie starrt an die Hauswand und kichert. Sie öffnet ihre Jeans und dann wirft dem Hasen auf dem Scate Board, das eine Karotte ist, ihr neues Necklessteil ins Gesicht.

CUT

„Stell Dir vor,“ sagt der Stricher und hält seinem Kunden den Arsch hin. „Angelina Jolie ist gestern in einem Vintage Fummel zur Premiere gegangen! Reine 20 Dollar hat sie dafür hingeblättert, bei WASTELAND. Ein Star in Second Hand! Ist das nicht ultra?!“ Der Filmemacher dringt ein. Er liebt minderjährige Arschlöcher. Er ist so als würde man die ganze Zeit steckenbleiben. Er wendet den Kopf. Er starrt aufs Museu a’Art Contemporani. Granit, Stahl, Glas. Der Junge bewegt sich. Er ist zart, feminin, haarlos. „Ob Du es glaubst oder nicht, tesoro, Cindy Sherman ist schon wieder nicht zu ihrer Pressekonferenz erschienen! Die Tussi ist so geil! Setzt sich aufs Fahrrad und fährt durch Berlin und die Journalisten gucken in die Röhre, hihi!“ Der Filmemacher dreht den Kopf zurück. Auf Lolos Kinder. Die auf der Abbruchwand durcheinander purzeln. Der Stricher spürt das. „Ist das nicht irre,“ sagt er und macht die Bewegung, die der Filmemacher so ‚Wahnsinn’ findet, „zuerst mußte er an Barcelona massig Kohle abdrücken, dieser Lolo, wegen seinen Kindern an den Wänden. Weil man die einfach so sehen konnte. Ohne Eintritt. Und das ist ja böse. Dann kommt Adidas daher und sagt, er soll die Kinder auf Turnschuhe machen. Das ist dann gut, weil man für die Kinder auf den Sneakers Geld bezahlen muss, wenn man sie sehen will.“ Der Filmemacher zittert, zittert wie Espenlaub. Der Minderjährige findet das süß. Ist ein netter Kunde, einer der nur kann, wenn er auf Kunst starrt, outdoor. Zahlt gut, riecht gut. „Sag mal, hast Du den Bansky schon mal in Echt gesehn? Ich glaub’, ich schon. Ich mag ihn!“ kichert der Stricher. Die Orgasmusblasen strömen in das Blut des Filmemachers, es sind höllisch viele und sie schwimmen hart und sacht. Wie LSD ist es, nur weniger bunt. Das krasse Mondlicht scheint auf den haarlosen Arsch. Ein vollkommenes Rund. Darüber spielende Kinder, schwarz und weiß. „Tesoro, er hat 150 000 Euro gemacht mit ‚Bombing Middle England’ bei Sotheby, ist das nicht Wahnsinn, ist das nicht absolut meschugge?“ Der Junge grift zu. Inwendig. Die Orgasmusbläschen platzen, erst ein, zwei. Dann Hunderte, Tausende. Der Filmemacher zieht ihn raus. Er ist inspiriert.

11 setiembre 2007

Hernán en venta


El nuevo libro de nuestro colaborador, Hernán Casciari, está a la venta. ESPAÑA PERDISTE junta cuentos de su blog orsai.es e incluye uno que otro de los cuentos que se publicaron en B2 MAGAZINE BERLIN, como Argentinos, a los besos pasando por En Europa no se consigue hasta Negro que muerde blanco no es noticia (B2 verano 2007). El día que descubrimos su blog pensamos "genio". Hernán, ácido, exiliado, padre de familia...


¿Se acuerdan? Extracto de ARGENTINOS A LOS BESOS

El macho español observa con estupefacción y extrañeza a dos amigos argentinos besarse en el momento del encuentro, o a la hora de la despedida; lo he notado muchas veces. El beso masculino es, para ellos, inaudito; tan espantoso como llorar en público. Que una boca de hombre roce la mejilla de otro hombre no les tiñe la vista de representaciones homosexuales, sino de algo peor: les genera una sensación de vértigo, de asquete, de intimidad imposible. Besarse es, para ellos, como hablar de caca mientras se cocina una mousse...

¿Y ahora? ¿Volverá Hernán? Hablaremos con el...